O campo da política habitacional no último desmanche: ocupações, movimentos sociais e ativismo identitário
Abstract
This thesis aims to understand the changes in the field of Brazilian housing policy in the context of the “last dismantling”, between 2013 and 2022. It seeks to map the shifts between the conjuncture produced by the Workers' Party governments, from 2003 to 2016; and the post-coup conjuncture, between May 2016 and 2022, represented by the governments of Michel Temer and Jair Bolsonaro. The specific objectives are to understand (a) the normative and programmatic framework in the field of institutional housing policy in the post-coup period, and (b) the forms of claim by those who have no part, i.e. organized civil society, social movements, political parties, among other actors, in the struggle for access to housing and land. The hypothesis of this research is that these milestones have updated the ways in which territories of poverty are produced, the dispute over urban space, the relationship with the state and different actors, and the very concept of social housing developed during Lulism. The methodology used was based on the analysis of documents and laws; a bibliographical review; participant observation; and multi-sited and multi-scalar ethnography. Empirically, we started by analyzing the cycle of occupations in the city of São Carlos, which began in 2014 and, based on the threads tied together in the “In search of a dream” occupation, we followed the Movement of Homeless Workers (MTST) in the metropolitan region of São Paulo, through my entry into the MTST's School of Grassroots Work in 2023. Some results can be pointed out. The dismantling of institutional mechanisms for access to housing represented by the PMCMV and the June 2013 Journeys, combined with the coup d'état in 2016, paved the way for a “new urban activism”, made up of a set of collectives, networks of social movements, occupation practices aimed at fighting for the right to the city and the right to life itself. This means the production of a new constellation of initiatives, the broadening of a repertoire of struggles and forms of organization, on a new scale of action. In the context of the overlapping of conservative governments with the pandemic scenario, “emergency struggles” were established due to the historical demotion in the conditions of social reproduction. Access to housing was replaced by access to partially urbanized land. Occupations took center stage and gained new contours. The normative framework proposed for the housing field operates through a gray zone, opening the way for different non-institutional actors to act in the housing field. The actors analyzed were social movements, political parties, technical assistance, the evangelical church and organized crime. Against this backdrop, social movements in the last decade, especially the MTST, have increasingly taken up social demands, both in the field of minority rights and in the field of sustainability, labor rights, etc. Identity politics has played an important role within this urban activism, through the identity construction of a “new” historical subject of legitimate social transformation - the peripheral subject with plural demands - which slowly seems to replace the proletarian. These modulations are producing a moral market in identities. The MTST has positioned itself as an important political actor from the vacuum produced by other collective organizations, such as the trade union, and operates an arrangement between the peripheral population and the progressive sectors of the middle class, in which the conflict is reterritorialized from the urban peripheries. Ziel dieser Arbeit ist es, die Veränderungen im Bereich der brasilianischen Wohnungspolitik im Kontext des „letzten Abbaus“ zwischen 2013 und 2022 zu verstehen. Es wird versucht, die Verlagerungen zwischen denen Umständen, die durch die Regierungszeiten der Arbeiterpartei von 2003 bis 2016 hervorgingen, und den Umständen nach dem Staatsstreich zwischen Mai 2016 und 2022, die durch die Regierungszeiten von Michel Temer und Jair Bolsonaro repräsentiert wird, zu erfassen. Die spezifischen Ziele bestehen darin, (a) den normativen und programmatischen Rahmen im Bereich der institutionellen Wohnungspolitik in der Zeit nach dem Putsch und (b) die Formen des Anspruchs derjenigen, die keine Rolle spielen, d.h. die organisierte Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen, politische Parteien und andere Akteure im Kampf um den Zugang zu Wohnraum und Land zu verstehen. Die Hypothese dieser Forschungsarbeit ist, dass diese Meilensteine die Art und Weise, wie Armutsterritorien geschaffen werden, verbessert haben, den Streit um den urbanen Raum, die Beziehung zum Staat und zu verschiedenen Akteuren sowie das Konzept an sich des sozialen Wohnungsbaus während des Lulismus entwickelt haben. Die angewandte Methodik basiert auf der Analyse von Dokumenten und Gesetzen, einer bibliografischen Untersuchung, der Beobachtung von Teilnehmenden sowie einer multiskalaren und „multi-site“ Ethnographie. Empirisch wurde mit der Analyse des Zyklus der Besetzungen in der Stadt São Carlos ab 2014 begonnen, und verfolgten, ausgehend von den Fäden, die in der Besetzung „Auf der Suche nach einem Traum“ geknüpft wurden, die Bewegung der obdachlosen Arbeiter*innen (MTST) in der Metropolregion São Paulo durch meinen Eintritt in die Schule für Basisarbeit der MTST im Jahr 2023. Einige Ergebnisse können hervorgehoben werden. Der Abbau der institutionellen Mechanismen für den Zugang zu Wohnraum, verkörpert durch die PMCMV und die Proteste im Juni 2013 in Verbindung mit dem Staatsstreich von 2016, ebnete den Weg für einen „neuen urbanen Aktivismus“, der aus einer Reihe von Kollektiven, Vernetzung von sozialen Bewegungen und Besetzungspraktiken besteht, welche für das Recht auf die Stadt und das Recht auf Leben selbst kämpfen. Dies bedeutet die Bildung einer neuen Konstellation von Initiativen, die Erweiterung eines Repertoires an Kämpfen und Organisationsformen in einem neuen Handlungsspielraum. Im Kontext der Überschneidung von konservativen Regierungen mit der Covid-Pandemie kam es aufgrund der historischen Verschlechterung der Bedingungen für die soziale Reproduktion zu „Notfallkämpfen“. Der Zugang zu Wohnraum wurde durch den Zugang zu teilweise urbanisiertem Land ersetzt. Besetzungen rückten in den Mittelpunkt und gewannen neue Konturen. Der für den Wohnungssektor vorgeschlagene normative Rahmen bewegt sich in einer Grauzone, die verschiedenen nicht-institutionellen Akteuren den Weg zum Handeln im Bereich des Wohnens eröffnet. Die untersuchten Akteure waren soziale Bewegungen, politische Parteien, technische Beratung, die evangelische Kirche und das organisierte Verbrechen. Vor diesem Hintergrund haben die sozialen Bewegungen im letzten Jahrzehnt, insbesondere die MTST, zunehmend soziale Forderungen aufgegriffen, sowohl im Bereich der Minderheitenrechte als auch im Bereich der Nachhaltigkeit, der Arbeitsrechte etc. Die Identitätspolitik hat in diesem urbanen Aktivismus eine wichtige Rolle gespielt, und zwar durch die Identitätskonstruktion eines „neuen“ historischen Subjekts der legitimen sozialen Transformation - des peripheren Subjekts mit pluralen Ansprüchen -, das langsam an die Stelle des Proletariers zu treten scheint. Diese Modulationen erzeugen einen moralischen Identitätsmarkt. Die MTST hat sich als wichtiger politischer Akteur in dem von anderen kollektiven Organisationen, wie beispielsweise der Gewerkschaften, geschaffenen Vakuum positioniert und betreibt ein Arrangement zwischen der peripheren Bevölkerung und den progressiven Sektoren der Mittelschicht, in dem der Konflikt von den städtischen Peripherien aus reterritorialisiert wird.
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